Dassower DVD-Werk zehn Monate nach Insolvenz vollständig in neuen Händen

28.07.2008

  • Werk II an Lübecker Medizintechnik-Unternehmen Euroimmun verkauft, Werk III an Neustädter Recycling-Firma Bo Wert - Übergabe im August
  • Werk I seit Juni an DVD- und CD-Produzenten Dicentia verpachtet
  • Mittelfristig sollen auf dem Gelände insgesamt 800 neue Arbeitsplätze entstehen, 600 davon bei der Euroimmun AG
Dassow, 28. Juli 2008 - Das Dassower DVD-Werk, das im Oktober 2007 Insolvenz angemeldet hatte, ist ab August komplett durch neue Firmen belegt. Nachdem bereits seit Juni das Unternehmen Dicentia Dassow GmbH im so genannten Werk I CDs und EcoDiscs (dünnere DVDs) produziert, konnten nun die weiteren Flächen des Gewerbekomplexes verkauft werden.

Das Lübecker Medizintechnik-Unternehmen Euroimmun AG hat das so genannte Werk II erworben, um hier weiter zu expandieren. „Wir erwarten, dass zum Jahresende 2008 etwa 150 Personen bei Euroimmun in Dassow arbeiten, mindestens 50 von den Mitarbeitern der insolventen Vorgängerfirma, viele der übrigen vorwiegend aus der Region, die bisher zu uns nach Lübeck fahren”, sagte Dr. Winfried Stöcker, Vorstands­vorsitzender von Euroimmun. „Wir rechnen damit, dass wir bis Ende 2009 weitere 100 Personen aus Mecklenburg-Vorpommern einstellen werden, im Jahre 2010 in Dassow eine Stärke von 400 Personen erreichen und 2012 dann von 600 Personen.” Das 1987 gegründete Unternehmen produziert Reagenzien, Geräte und Technologien für die Diagnostik von Autoimmun- und Infektionserkrankungen sowie Allergien. Es vertreibt seine Produkte in 60 Ländern und beschäftigt heute 700 Mitarbeiter, davon 500 in Lübeck.

Der restliche Teil des ehemaligen DVD-Werks, das so genannte Werk III, wird im August von der Bo Wert GmbH übernommen. Das Entsorgungs­unternehmen aus Neustadt in Holstein ist spezialisiert auf Recycling, Handverpackung und Akteneinlagerung. In Dassow sollen Akten eingelagert und vernichtet sowie zum Teil auch digitalisiert werden.

„Mit der Ansiedlung dieser drei Unternehmen haben wir einen gesunden Branchenmix erreicht, der dem Standort eine langfristige Perspektive ermöglicht”, sagte Insolvenzverwalter Marc Odebrecht von der Kanzlei Brinkmann & Partner. „Innerhalb der nächsten vier Jahre können hier bis zu 800 Dauerarbeitsplätze entstehen.”

Der Dassower Standort der insolventen ODS-Gruppe - zu der das DVD-Werk gehörte - sei mit dem Verkauf der Werke II und III nun vollständig verwertet, so Odebrecht. „Zugleich ist die Verwertung von wesentlichen Auslandsgesellschaften abgeschlossen. Diese wurden zum größten Teil an den kanadischen Konzern CinRam verkauft sowie an weitere Unter­nehmen in Schweden, den Benelux-Staaten und Rumänien.” Der Insolvenzverwalter hat das europaweite Netz an Distributionsgesell­schaften monatelang fortgeführt und so den Verkauf der Mehrzahl der Unternehmen an den Marktführer CinRam ermöglicht. Etwa 1000 der ursprünglich 1500 Arbeitsplätze im Ausland konnten dadurch langfristig gesichert werden. Odebrecht: „Den europaweiten Prozess haben wir in enger Abstimmung mit dem Hauptkunden Universal Pictures koordiniert. Diese Restrukturierung über die Ländergrenzen hinweg ist einer der wenigen erfolgreichen cross-border-Fälle in der Insolvenz.”

Durch die erzielten Verwertungserlöse könne das vom Land Mecklenburg-Vorpommern gewährte Darlehen zur Finanzierung der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft vorzeitig zurückgezahlt werden, sagte der Insolvenzverwalter. „Diese Erlöse für die Insolvenzmasse dürften zudem ausreichen, um zumindest anteilige Zahlungen auf den Sozialplan zu ermöglichen.”

Insolvenzverwalter:
Marc Odebrecht
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenz- und Arbeitsrecht
Kanzlei Brinkmann & Partner
August-Bebel-Straße 4, 18055 Schwerin
Tel. 0385 55854-0
mailto: schwerin@brinkmann-partner.de