Insolvenz der Heros-Gruppe

24.02.2006

Für insgesamt 27 Gesellschaften der Heros-Gruppe sind in dieser Woche Insolvenzanträge beim Amtsgericht Hannover gestellt worden, das daraufhin Rechtsanwalt Manuel Sack zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt hat. Für die zur Heros-Gruppe gehörenden Gesellschaften in Holland und Belgien wurden keine Insolvenzanträge gestellt.

Der vorläufige Verwalter hat unverzüglich das verbliebene Vermögen der Gesellschaften gesichert und mit der Aufklärung der Verluste begonnen. Gleichzeitig wurden die notwendigen Maßnahmen getroffen, um die Betriebe der Heros-Gruppe mit etwa 5.000 Mitarbeitern fortzuführen.

Sämtliche Mitarbeiter erhalten ihre Gehälter und Löhne über eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes. Damit ist die pünktliche Zahlung der Löhne für die Monate Februar bis einschließlich April gewährleistet. Es wurden bisher keinerlei Kündigungen ausgesprochen. Die Mitarbeiter in allen Niederlassungen werden durch ein großes Team von Rechtsanwälten aus allen Standorten unserer Kanzlei betreut und informiert. Alle arbeitsrechtlichen Fragen werden in engem Kontakt mit den Betriebsräten und der zuständigen Gewerkschaft ver.di abgestimmt.

Sämtliche Geldtransportfahrzeuge und Cash-Center stehen weiterhin zur Verfügung, so dass den Kunden der Heros-Gruppe alle bisherigen Leistungen auch weiterhin angeboten werden können.

Die bis jetzt erkennbaren Sicherheitslücken haben wir wie folgt geschlossen:

  • Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young prüft in allen Niederlassungen und CashCentern die Geldbestände und die operativen Abläufe.
  • Die Verfügung über die Konten bei der Deutschen Bundesbank wurde auf unseren Antrag hin der bisherigen Geschäftsführung entzogen und durch entsprechende Beschlüsse des Amtsgerichts Hannover vom 22.02.2006 dem vorläufigen Insolvenzverwalter übertragen. Damit sind die Kundeneinzahlungen seit dem 21.02.2006 dem Zugriff unbefugter Dritter entzogen.
  • Gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank klären wir zur Zeit die zu Beginn der vorläufigen Verwaltung auf den Konten befindlichen Einzahlungen vom 17. bis 20.02.2006 und deren Zuordnung auf die Kunden. Dieser Vorgang wird voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da schwierige eigentumsrechtliche Fragen zu prüfen sind.
  • Mit den Versicherungen klären wir die Regulierung der bei den Kunden eingetretenen Schäden. Gleichzeitig verhandeln wir über eine Anpassung der zur Zeit unverändert fortbestehenden Versicherungsverträge an die neuen Rahmenbedingungen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in den wenigen Tagen seit dem Insolvenzantrag die wesentlichen Voraussetzungen für eine vorläufige Weiterführung der Betriebe der Heros-Gruppe geschaffen wurde. Etliche Kunden, die durch die Insolvenz verunsichert sind, haben ihre Verträge gekündigt. Auf Grund der von uns eingeleiteten vertrauensbildenden Maßnahmen haben sich aber inzwischen viele Kunden und Banken entschieden, die von uns verwalteten Unternehmen weiterhin zu beauftragen bzw. neue Verträge abzuschließen. Wir werden in den nächsten Wochen zusammen mit den von den Betrugsvorwürfen nicht belasteten Bereichs- und Niederlassungsleitern und allen anderen Mitarbeitern der Heros-Gruppe mit Hochdruck daran arbeiten, das durch die Vorfälle im hohen Maße erschütterte Vertrauen der Kunden wiederzugewinnen.

Gleichzeitig haben wir Gespräche mit Banken und anderen seriösen Interessenten darüber begonnen, in welcher Form Heros aus der Krise herausgeführt werden kann. Die Beteiligten sind sich darüber einig, dass die Heros-Betriebe mit über 50% Marktanteil eine wichtige Funktion in der Bargeldversorgung der deutschen Wirtschaft haben. Bis Ende April sollen im Rahmen eines strukturierten Auswahlverfahrens neue Eigentümer mit ausgezeichneter Bonität für diese Betriebe gefunden werden.

Aus der weiteren Aufklärung der Vorgänge können wir einen ersten Überblick über die Abläufe der Veruntreuungen geben:

Heros hat einen großen Teil seiner Konten für Kundengelder nicht als Treuhandkonten geführt. Dadurch konnten die verantwortlichen Geschäftsführer eingezahlte Kundengelder auf andere Geschäftskonten von Heros weiter überweisen lassen und dort für den Geschäftsbetrieb und andere Zwecke verwenden. Diese Manipulationen erfolgten schon seit Jahren und bewirkten eine immer größer werdende Liquiditätslücke, die in der letzten Woche offenbar wurde. Betroffen von den jahrelangen Veruntreuungen sind deshalb vor allem Einzahler zwischen dem 10. und dem 17.02.2006, mit deren Geldern Verbindlichkeiten gegenüber Einzahlern aus den Tagen davor beglichen wurden. Die Höhe der so entstandenen Verluste wird derzeit mit den Kunden geklärt.

Gegen die verantwortlichen Geschäftsführer werden alle notwendigen zivil- und strafrechtlichen Maßnahmen eingeleitet, um wenigstens einen Teil der veruntreuten Gelder zurück zu erlangen. Dabei arbeiten wir eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen.

Manuel Sack
vorläufiger Insolvenzverwalter