Sietas Werft - Auswirkungen der Energiewende

12.12.2012

Auftrag für zweites Errichterschiff zurzeit nicht zu erzielen


400 Arbeitsplätze auf der Sietas Werft in Gefahr – Bau des ersten Errichterschiffs für Windanlagen aber im Plan.
Im Juni 2012 hatte sich der Gläubigerausschuss für ein Angebot der VeKa Group (Niederlande) zur Übernahme der Sietas Werft ausgesprochen. Trotz sechs-monatiger, intensiver Verhandlungen konnte die Übernahme nicht unter Dach und Fach gebracht werden.   
Der Grund: Aktuell hat die Sietas Werft nur einen Neubauauftrag, nämlich das Errichterschiff für Offshore-Windanlagen für das Wasserbau-Unternehmen Van Oord aus den Niederlanden. Ein zweiter typengleicher Neubau und damit die notwendige Anschlussbeschäftigung für die Werft war in Aussicht gestellt und von VeKa zur Bedingung für die Übernahme der Werft gemacht worden.
Vor zwei Wochen musste Van Oord den Entscheidungsprozess für den Bau eines zweiten Errichterschiffs auf der Sietas Werft allerdings stoppen. Anlass war die verzögerte Investitionsentscheidung für den Offshore-Windpark EnBW Hohe See: Aufgrund der noch nicht abgeschlossenen politischen Diskussion um die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) sowie der damit einhergehenden Unsicherheiten hinsichtlich verbindlicher Termine für die Netzanbindung von Offshore-Windparks verschob die EnBW ihre Investitionsentscheidung für ihren geplanten Nordsee-Windpark Hohe See. Van Oord hatte fest beabsichtigt, das zweite Errichterschiff bei Sietas in Auftrag zu geben, um es beim Bau dieses Windparks einzusetzen. Stattdessen hat Van Oord nun sein komplettes Projektteam für den Offshore-Windpark Hohe See aufgelöst.

Dazu erklärt Sietas Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann: „Die Sietas Werft, ihre
400 Mitarbeiter und 26 Auszubildenden befinden sich jetzt in einer sehr schwierigen Lage. Einerseits wissen wir von Van Oord, dass die Arbeit der Werft sehr geschätzt wird und der Bau des ersten Errichterschiffs für Offshore-Windanlagen, das auf einer deutschen Werft gebaut wird, erfolgreich verläuft. Andererseits benötigt die Werft weitere Schiffbauaufträge, um für potenzielle Käufer attraktiv zu sein. Diese sind nicht nur Bedingung für die Übernahme durch VeKa, sondern auch für andere Interessenten von Bedeutung.“

Neben der Akquisition von Aufträgen durch die Sietas Werft – hieran wird intensiv gearbeitet – muss alles dafür getan werden, um den Folgeauftrag durch Van Oord doch noch realisieren zu können. Dafür ist es erforderlich, dass die Bundesregierung die bei der Umsetzung der Energiewende auftretenden praktischen Probleme schneller aufgreift und löst. Für Sietas ist die zur Verfügung stehende Zeit begrenzt: Ende Februar 2013 muss der Verwalter über die Zukunft der Werft entscheiden, zu diesem Termin müsste ein zusätzlicher Schiffbauauftrag vorliegen.

Berthold Brinkmann: „Die Sietas Werft ist ein praktisches Beispiel dafür, wie komplex die Planung der Energiewende ist. Wir bauen das erste Errichterschiff für Offshore-Windanlagen in Deutschland und gleichzeitig wird uns durch einfache Fristenregelungen im Zusammenhang mit der Ausgestaltung der Energiewende der Boden unter den Füßen weggezogen. Wir werden versuchen, die Sietas Werft als Perle der maritimen Wirtschaft in Hamburg dennoch zu erhalten. Wir appellieren an die politischen Entscheider, die gesetzlichen Regelungen so anzupassen, dass die Energiewende zügig gelingt. Dann nämlich könnte die Sietas Werft ihr Know-how als deutsche Spezialwerft langfristig einbringen, und mehrere hundert Arbeitsplätze im Schiffbau würden in Hamburg bleiben.“


Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch sagte nach seiner Teilnahme an der heutigen Betriebsversammlung  auf der Sietas Werft: „Nachdem es gelungen ist, viele der Arbeitsplätze in den ehemaligen Tochtergesellschaften Neuenfelder Maschinenfabrik NMF und der Norderwerft zu retten, hoffe ich weiter darauf, dass Hamburg auch die traditionsreiche Sietas Werft erhalten bleibt. Hamburg versucht, über eine Bundesratsinitiative Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG zu erreichen, die dazu beitragen sollen, dass bislang projektierte Windparks trotz entstandener zeitlicher Verzögerungen später noch von der Förderung des EEG profitieren können. Dies soll den Ausbau der benötigten Offshore-Kapazitäten beschleunigen und würde so gleichzeitig helfen, das in Norddeutschland vorhandene zukunftsfähige Know-how in den Zulieferunternehmen wie z.B. den Werften zu erhalten.“

Hamburg, 12. Dezember 2012

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