Insolvenz Getränke-Ring: Erste Erfolge bei Aufbereitung der Datenbasis

08.11.2012

Insolvenz Getränke-Ring: Erste Erfolge bei Aufbereitung der Datenbasis

Insolvenzantragsverfahren für 20 Tochtergesellschaften anhängig

Insgesamt rund 140 Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld

Butzbach/Recklinghausen, 08. November 2012. Im vorläufigen Insolvenzverfahren über das Vermögen der Getränke-Ring eG ist ein erstes Zwischenziel erreicht. „Wir haben in Tag- und Nachtarbeit erste Erfolge bei der Prüfung der Datenbasis im Unternehmen erzielt und bereits einige Salden zwischen Lieferanten und Händlern ermitteln können. Ich kann derzeit zwar noch keine abschließende Aussage machen, welche Forderungen gegenüber den Lieferanten noch offen sind. Diese Auskunft ist Voraussetzung dafür, dass die Anschlusshäuser wissen, an wen sie mit schuldbefreiender Wirkung leisten können. Eine Verunsicherung darüber hatte nach der Insolvenzantragstellung zu erheblichen Störungen in der Lieferkette zwischen einer Reihe von Lieferanten und Anschlusshäusern geführt. Gemeinsam mit einigen Lieferanten und Anschlusshäusern haben wir jetzt allerdings eine Zwischenlösung gefunden, die allen Beteiligten größere Sicherheit geben dürfte und über die wir die Beteiligten in den nächsten Tagen informieren werden“, konnte der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei BRINKMANN & PARTNER jetzt mitteilen.

Bis zum Insolvenzantrag Anfang Oktober haben rund 1.000 Lieferanten und 1.100 Getränkefachhändler, das ist rund ein Drittel der deutschen Getränkeindustrie, ihre Zahlungen über den Getränke-Ring eG als Zentralregulierer abgewickelt. Durch die Insolvenz des Getränke-Rings sehen sich insbesondere Händler und kleinere Lieferanten ihrerseits einer Insolvenzgefahr ausgesetzt.

Durch das abrupte Ende der Zentralregulierung im Zusammenhang mit dem Insolvenzantrag der Getränke-Ring eG, der mitglieder- und umsatzstärksten Einkaufs- und Verrechnungs-kooperation der deutschen Getränkeindustrie, am 4. Oktober 2012 wurde einerseits bereits ausgelieferte Ware der Lieferanten nicht mehr bezahlt, andererseits kam es zu einem zeitweisen Lieferstopp der Lieferanten gegenüber Händlern wegen offener Rechnungen. Erschwert wurde die Situation durch die Tatsache, dass die jeweiligen Salden bei Lieferanten, Händlern und einem eingeschalteten Kreditfinanzierer unklar waren.

Aufbereitung der Datenlage komplex und langwierig

„Meine wesentliche Aufgabe in dem Verfahren der Getränke-Ring eG ist die Zuordnung der eingegangenen Zahlungen an die jeweils Berechtigten. Ferner ist zu prüfen, welche offenen Forderungen dem Getränkering zustehen. In diesem Zusammenhang muss auch die vorhandene Buchhaltung überprüft werden. Diese Prüfungen stellen sich in Insolvenzsituationen bei Zentralregulierern regelmäßig als äußerst aufwändig und zeitintensiv dar. Erschwerend kam noch hinzu, dass in erheblichem Umfang Lastschriften widerrufen und Abbuchungen nicht mehr ausgeführt worden sind. Wir arbeiten mit Nachdruck an einer Lösung dieser Fragen, allerdings lässt sich derzeit nur sagen, dass eine abschließende Beantwortung diverser Fragestellungen noch nicht möglich ist. Im Rahmen von Insolvenzen anderer Zentralregulierer hat dies zum Teil Jahre gedauert“ erläutert der vorläufige Insolvenzverwalter.

Plathner richtete bereits unmittelbar nach seiner Bestellung mit den Mitarbeitern des Getränke-Rings eine Task-Force ein, um die Daten-/Kontenklärung schnellstmöglich zu bewerkstelligen. „Wir haben zusammen mit den Mitarbeitern des Getränke-Rings in mühsamster Kleinarbeit Stapel von Listen pro Kunde durchgearbeitet, um zu ermitteln, was wann wohin geliefert wurde und was noch bezahlt wurde und was nicht.“

Parallel dazu hat der vorläufige Insolvenzverwalter eine Wiederaufnahme der Zentralregulierung und damit der Wiederaufnahme des Betriebs beim Getränke-Ring geprüft. „Nach meiner derzeitigen Einschätzung ist dies nur möglich, soweit ein Investor den Betrieb übernimmt. Eine vorübergehende Wiederaufnahme der Abwicklung der Zahlungsströme im Rahmen der Insolvenz hätte nur ohne Delkredere erfolgen können“, so Plathner. Dies wurde den Beteiligten auch angeboten.

„Wir sind in ständigen Gesprächen mit den maßgeblichen Lieferanten und dem Bundesverband des Getränkefach-Großhandels, um Folgeinsolvenzen zu vermeiden. Was wir im Rahmen des Insolvenzrechts dazu tun können, das werden wir auch tun. Es ist jedoch meine primäre Aufgabe als Insolvenzverwalter, das vorhandene Vermögen des Getränke-Rings zu erhalten und im Interesse aller Gläubiger zu sichern“, macht Plathner deutlich.

Investorensuche läuft

Infolge der Insolvenz des Getränke-Rings mussten zwischenzeitlich insgesamt 20 weitere Tochtergesellschaften ebenfalls Insolvenzantrag stellen. Darunter mit der VG Vest-Getränke GmbH & Co. KG in Recklinghausen einer der bedeutendsten Getränkefachgroßhändler im gesamten Ruhrgebiet, mit vier eigenen Getränkemärkten, 400 Kunden aus Handel und Gastronomie sowie einem Umsatzvolumen von rund 21 Mio. Euro. Auch für diese Gesellschaften wurde Dr. Jan Markus Plathner zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

An den wesentlichen Standorten der Unternehmen in Butzbach und Recklinghausen sind jeweils rund 70 Mitarbeiter beschäftigt. Für sie wurde eine Vorfinanzierung des ihnen zustehenden Insolvenzgeldes bewirkt, so dass die Lohn- und Gehaltszahlungen in diesem Umfang bis Jahresende gesichert sind. Der Geschäftsbetrieb der Tochtergesellschaften in Recklinghausen geht unterdessen nahtlos weiter. Für die Tochtergesellschaften in Butzbach wird die Möglichkeit einer kurzfristigen Fortführung geprüft, um die Sanierungschancen zu erhalten.

Parallel dazu wurde bereits mit der Investorensuchebegonnen, um mit einem neuen Financier eine dauerhafte Fortführungslösung realisieren zu können. „Dies ist im Interesse einer Sicherung der Arbeitsplätze wie auch der bestmöglichen Befriedigung der Gläubiger die aussichtsreichste Option“, so Plathner.

Weitere Informationen:

Der Getränke-Ring wurde Ende der 50er Jahre von regionalen Getränkefachgroßhändlern als Einkaufsgenossenschaft gegründet und ging mit der Rechtsform der Genossenschaft 1960 an den Start. Bis zum heutigen Tage entwickelte sich die Getränke-Ring eG zur mitglieder- und umsatzstärksten wirtschaftlichen Kooperation der Branche. Nahezu jeder dritte der insgesamt rund 3.400 Getränkegroßhändler in Deutschland wickelte seine Zahlungen an die Lieferanten über den Getränke-Ring ab. Die Verrechnungsumsätze lagen der Bilanz 2011 zufolge bei rund 1,2 Mrd. Euro.

Die Sozietät BRINKMANN & PARTNER wurde 1980 gegründet und arbeitet heute bundesweit als Partnergesellschaft in 35 Niederlassungen mit mehr als 125 Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern. Sie verbindet mit einem unternehmerischen Ansatz die Bereiche Insolvenzen, Restrukturierung und steuerliche Beratung zu einem interdisziplinären Konzept. Dadurch hat die Sozietät einen führenden Ruf bei der Restrukturierung von Unternehmen erworben und ist mit über 20 Verwaltern eine der größten deutschen Insolvenzverwalterkanzleien. Zu den bekanntesten Sanierungen von Brinkmann & Partner in den letzten Jahre zählen die TrekStor GmbH & Co. KG, das Geldtransportunternehmen Heros, die Meffert-Gruppe, die Rovema Verpackungsmaschinen GmbH, die Hassia Piltz GmbH, die Hamburger Sietas Werft, die P+S Werften sowie die SIAG Gruppe und kürzlich der Automobilteilezulieferer Neumayer Tekfor.


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