Sietas Werft dockt Errichterschiff aus

30.03.2013


Schiffsrumpfarbeiten komplett – Ablieferung im Sommer
Sietas Werft dockt erstes in Deutschland gebautes Errichterschiff für Offshore-Windanlagen aus

Der Rumpf ist komplett, die Stahlarbeiten sind abgeschlossen, der Aufbau des Deckshauses hat begonnen – im Dock der Sietas Werft entsteht zurzeit das erste in Deutschland entwickelte und konstruierte Errichterschiff (Jack-up Vessel) für Offshore-Windanlagen. Baustart war im April 2012, die Übergabe des Schiffes an den Auftraggeber, das renommierte niederländische Wasserbauunternehmen Van Oord, ist für Juli dieses Jahres geplant. Für die weiteren Arbeiten der Endmontage ist es erforderlich, dass das Errichterschiff schwimmend im Dockhafen der Sietas Werft liegt. Deshalb wurde es jetzt mit einem aufwändigen Positionswechsel ausgedockt und seine bisherige Bauplattform aus dem Dockhafen entfernt.

Sietas Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann: „Das Errichterschiff zeigt die hervorragende Leistungsstärke der Sietas Werft und ihrer Mannschaft. Während des Insolvenzverfahrens entsteht hier aufgrund des Vertrages zwischen Van Oord und dem Insolvenzverwalter ein hochkomplexes Spezialschiff für anspruchsvolle Offshore-Windanlagen-Projekte. Sietas hat dieses Schiff auch selbst entwickelt. Das ist für eine deutsche Werft einmalig und unterstreicht das weltweit wettbewerbsfähige Know-how von Ingenieurs-, Konstruktions- und Bauleistung, das diese Werft bietet.“

Ausdockung aus dem Dockhafen für Endmontage

Bisher lag das Errichterschiff auf einer Bauplattform im Dockhafen der Sietas Werft.
Dr. Ludwig Reichert, Bevollmächtigter des Insolvenzverwalters, erklärt: „Der Schiffsrumpf ist nun vollständig, die Stahlarbeiten sind abgeschlossen, der Aufbau des Deckshauses hat begonnen. Damit war die Tragfähigkeit der Bauplattform mit rund 12.500 Tonnen erreicht. Für die abschließende Endmontage muss das
140 Meter lange Schiff nun schwimmend im Wasser des Dockhafens der Werft liegen.“

Zu diesem Zweck war jetzt eine Rochade, also ein aufwändiger Positionswechsel des Schiffes durch das den Dockhafen begrenzende Estesperrwerk auf die Este und Elbe notwendig. Dabei wurden zunächst die Wassertanks der Bauplattform gefüllt und die Plattform abgesenkt. Mit der einsetzenden Flut schwamm das Schiff auf. Im nächsten Schritt wurde es von Schleppern aus der Dockgrube heraus- und durch das Estesperrwerk geschleppt („verholt“). Eine zentimetergenaue Präzisionsarbeit, denn mit 38 Metern ist das Errichterschiff nur knapp weniger breit als das Tor des Sperrwerks mit 40 Metern. Anschließend wurde es mittels eines Schleppzugs elbaufwärts an einem Kai im Hamburger Hafen sicher geparkt, während im nächsten Schritt das Wasser aus den Tanks der Bauplattform herausgepumpt wurde, die Plattform ebenfalls aufschwimmen und aus dem Dockhafen geschleppt werden konnte. Abschließend wird das Errichterschiff dann erneut durch das Estesperrwerk in den Dockhafen geschleppt und liegt dort zur Endausrüstung und ersten Inbetriebnahme schwimmend im Wasser.

Status der Konstruktion und nächste Arbeiten
Die Sietas Mannschaft arbeitet zurzeit im Drei-Schicht-System an dem Spezialschiff. Rund 400 Werftarbeiter waren in der besonders intensiven Bauphase im Einsatz:
„In nur sechs Wochen haben wir das Achterschiff und das Vorschiff aus neun Blöcken aufgebaut – eine Höchstleistung der Mannschaft in kurzer Zeit“, erklärt Oliver Arnold, Projektmanager der Sietas Werft für das Jack-up Vessel. Auch die vier schweren Kokerblöcke, in denen die Stelzen geführt werden, mit denen sich das Schiff später bei der Arbeit auf See aus dem Wasser heben kann, wurden auf der Werft selbst gefertigt. „Unsere Mitarbeiter wurden für den Bau des Jack-up Vessel für Offshore-Bauwerke klassifiziert und gehören damit zu den wenigen in Deutschland, die Offshore-Stähle bearbeiten können. Am Bau dieses Schiffes zeigen wir, dass wir die richtige Mischung aus Industriefertigung wie Montage, besonderem handwerklichem Können und hochtechnologischen Ingenieursleistungen beherrschen“, sagt Martin Stolzenberger, Leiter der Endmontage und Inbetriebnahme Schiff auf der Sietas Werft.  

In den kommenden Wochen wird nun u.a. die Deckshausbrücke, von der aus das Schiff gesteuert wird, weiter aufgebaut, die erweiterten Beinführungen für die Stelzen werden installiert und der Offshore-Kran, der 900 Tonnen heben kann, mit Fundament, Säule und Ausleger aufgebaut. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird das Schiff die Werft Ende Juni für seine erste Testfahrt verlassen. Der Bau auf der Sietas Werft ist dann abgeschlossen. Seine vier Stelzen mit ihrer Länge von je 84 Metern und die dazu gehörigen „Schuhe“ erhält das Schiff aufgrund der Sonderabmessungen dieser Komponenten voraussichtlich ebenfalls erst nach der ersten Testfahrt auf See außerhalb der Werft.

Die Sietas Werft hat das Errichterschiff für das niederländische Wasserbauunternehmen Van Oord gemeinsam mit dem Auftraggeber auch entwickelt. Der Kran stammt von der jetzt zur TTS Group gehörenden, ehemaligen Sietas-Tochter Neuenfelder Maschinenfabrik (NMF). Für den Bau des Jack-up Vessels arbeitet die Sietas Werft eng mit dem Auftraggeber Van Oord zusammen; ein Team von etwa 20 Ingenieuren, Fachkräften und Projektmanagern des Spezialisten für komplexe Offshore-Projekte ist während der Entstehungsphase auf der Sietas Werft vor Ort.

Über das Offshore-Windanlagen-Errichterschiff (Jack-up Vessel)
Das Sietas „Jack-up Vessel“, so lautet der Branchenbegriff für das Offshore-Windanlagen-Errichterschiff, ist für den küstenfernen Einsatz in Offshore-Windfeldern entwickelt. Es besitzt eine Transportkapazität von bis zu 6.500 Tonnen und kann in Wassertiefen von bis zu 45 Metern sicher arbeiten. Es kann sich selbst beladen, verfügt über eine DP2 Ausrüstung (Dynamic Positioning System 2), die es auch in schwerer See stabil ortsgenau positioniert, und ein Jacking-System mit vier Stelzen, die 84 Meter lang sind, jeweils rund 900 Tonnen wiegen und einen Durchmesser von 4,50 Metern haben. Damit kann es sich weit über die Wasseroberfläche erheben und gewährleistet eine sichere Arbeitsposition für Installationsaufgaben.

Das innovative Spezialschiff ist 140 Meter lang und 38 Meter breit, seine Seitenhöhe beträgt 9,12 Meter, sein Tiefgang 5,70 Meter. Die Dienstreisegeschwindigkeit liegt bei 12 Knoten. Der dieselelektrische Antrieb mit vier Generatorensätzen
leistet insgesamt 10.000 Kilowatt. Der Offshore-Spezialkran kann 900 Tonnen Last bei einer Auslage von 30 Metern heben und bis zu einer Höhe von ca.120 Metern über Wasser arbeiten. Während seiner Einsätze auf den Windenergiefeldern bietet das Installationsschiff 74 Besatzungsmitgliedern Unterkunft.

Hamburg, 30. März 2013


Pressekontakt: Schellenberg & Kirchberg PR,
Susanne Walloschek, Tel. + 49 40 59350500